Kirche Retschow

Baudenkmal

Die Kirche Retschow ist wahrscheinlich um 1320 entstanden, als in der Nachbarschaft noch Reste einer ritterlichen Burg standen. Von kunstgeschichtlicher Bedeutung ist der „Mühlenaltar“ – einer von sieben in Deutschland erhaltenen. Der vorgestellte hölzerne Turm mit vierseitigem Pyramidenhelm, der seitdem den westlichen Blendengiebel fast völlig verdeckt, wurde 1653 gebaut.

Der „Mühlenaltar“ von Retschow  erregt bis heute die Aufmerksamkeit der Fachwelt und interessierter Laien. Er besteht neben dem Mittelschrein aus vier beweglichen Flügeln. Sind diese geschlossen, zeigt sich u. a. eine den Namen gebende Sakramentsmühle. Deren Darstellung diente einst dem Anliegen der Zisterzienser, theologische Sachverhalte in eine einfache, bildliche Sprache zu übersetzen  – sodass auch die einfachen und des Lesens unkundigen Leute sie verstanden. Gezeigt werden die vier Evangelisten, die in eine Mühle „das Wort Gottes“ hinein geben. Sechs Apostel drehen von beiden Seiten die Mühle, und unten heraus kommen ein Kelch mit dem Jesuskind und ein Spruchband „das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns.“ Das Bild ist also eine bildliche Darstellung der Abendmahlslehre. Durch die klappbaren Flügel ist der Retschower Altar zweimal wandelbar. Während das Mühlenmotiv zu Weihnachten gezeigt wird, ist unter anderem vor Ostern die Passionsgeschichte erlebbar.

Über die Entstehungszeit des Retschower „Mühlenaltars“ – einem von nur noch sieben in Deutschland – gibt es unterschiedliche Angaben. Sie reichen von den ersten Jahren des 15. Jahrhunderts bis in dessen letztes Drittel; er soll aus einer Rostocker Werkstatt stammen. 1996 wurde die Mühlendarstellung restauriert, 1998 folgte die Restaurierung des Bildes der Heiligen Sippe. Alle anderen Darstellungen bedürfen noch einer –  kostenintensiven –Aufarbeitung.

Neben dem „Mühlenaltar“ sind in Retschow zahlreiche mittelalterliche Malereien erhalten, von denen die ältesten über der Empore aus den Jahren um 1400 stammen. Die Kanzel ist von 1586, der Opferstock von 1683 und das Gestühl für die Kirchenjuraten von 1759. Von den einst drei Glocken hat nur die mit 58,5 Zentimetern Durchmesser kleinste von 1443 die letzten Jahrzehnte überdauert. Die mittlere mit 1,1 Meter Durchmesser wurde 1777 in Rostock gegossen, die größte mit 1,23 Metern Durchmesser entstand 1873 in Wismar. Beide existieren nicht mehr.

Seltene Darstellungen von Sakramentsmühlen

In Deutschland gibt es noch sieben Darstellungen von Sakramentsmühlen; vier davon befinden sich allein in Mecklenburg-Vorpommern: als Mühlenaltar im Doberaner Münster (um 1410/1420), in Tribsees als Teil des Hochaltars (um 1425/1450), in der Rostocker Heiligen-Kreuz-Kirche ebenfalls als Teil des Hochaltars (um 1450) und eben als Flügelaltar in der Dorfkirche Retschow (vermutlich letztes Drittel des 15. Jahrhunderts). So verschieden die Interpretationen des Motivs auch sind, so erklärt es immer das Sakrament des Abendmahls.

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