Mühle Bad Kleinen

Baudenkmal

Die einstige Industriemühle Bad Kleinen war zwischen 1916 und 1993 in Betrieb und gehörte zu den größten Mühlenanlagen in Mecklenburg-Vorpommern.

Die Schweriner Unternehmer Wilhelm und Werner Janssen entschieden sich 1910 für Bad Kleinen als Standort ihrer neuen Mühle. Der dortige Eisenbahnknoten und die Lage am Schweriner See ermöglichten einen besseren Transport von Getreide und Mehl als das bisherige Werk an der Wittenburger Chaussee in Schwerin. Über den Störkanal und die Elde konnte das Mehl sogar bis ins Rheinland verschifft werden.

Zunächst entstand eine kombinierte Weizen- und Roggenmühle mit einer Leistung von 30 Tonnen pro Tag. 1924 kam eine Weizenmühle hinzu, die täglich 37 Tonnen verarbeiten konnte. Die Jahresleistung stieg auf 14.000 Tonnen, und die Belegschaft wuchs von elf auf 45 Beschäftigte. Ein Verwaltungsgebäude (1932) und ein weiteres Getreidesilo mit einem Fassungsvermögen von 1600 Tonnen sowie die Fabrikantenvilla (1934), Werkswohnungen und Garagen ergänzten nach und nach dem Komplex.

Die Brüder Janssen wurden nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs enteignet und flüchteten nach Lübeck, wo sie einen weiteren Betrieb besaßen. Die Mühle in Bad Kleinen ging in Volkseigentum über und wurde zum größten Mühlenbetrieb im Norden der DDR. Sie verarbeitete neben Getreide aus den umliegenden Kreisen auch Importe u. a. aus der Sowjetunion, Polen und Ungarn und versorgte die Nord-Bezirke der DDR mit Weizen- und Roggenmehl sowie mit Grieß. Zwischen 1960 und 1965 hielt neue Mühlentechnik Einzug. Das 38 Meter hohe Maschinenhaus eines neuen Getreidesilos wurde zum weithin sichtbaren Wahrzeichen nördlich des Schweriner Sees. Bis zu 72 Männer und Frauen arbeiteten in den 1980er-Jahren in der Mühle, die bis zu 22.000 Tonnen Weizen- und Roggenmehl jährlich vermahlen konnte.

1993 wurde die Großmühle stillgelegt. Es blieben die markanten Gebäude aus der Entstehungszeit. Nachdem sich über mehrere Jahre kein Käufer für den unter Denkmalschutz stehenden Mühlenkomplex gefunden hatte, erwarb die Gemeinde Bad Kleinen 2012 das Gelände und suchte nach einem Interessenten mit wirtschaftlich tragfähigem Konzept. Seit Mai 2018 gibt es nach dem Verkauf an eine Wismarer Finanzgruppe neue Hoffnungen. Versprochen ist die Entwicklung zu einem zweiten Ortskern mit Kleingewerbe, Verwaltung und Wohnungen.

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