Die „Waddermöhm“ und die Glocken im Ploggensee

Sage

Ein armer Fischer nahm es einst mit der „Waddermöhm“ vom Ploggensee auf. Wie er sie austrickste? Hört selbst!


Vor vielen hundert Jahren, als die Stadt Grevesmühlen von Krieg und großer Not bedroht war, versenkten die Bürger die drei großen Glocken ihrer Kirche im Ploggensee. Sie wollten nicht, dass die Feinde die Bronzeglocken mitnahmen. Als der Krieg nach vielen Jahren vorbei war, wussten die Überlebenden nicht mehr, wo die Glocken versteckt waren. Die Stadtväter versprachen dem eine gute Belohnung, der die Glocken finden würde. 

Zu den ärmsten Grevesmühlenern gehörten ein Fischer und seine Familie. Sie hatten kaum genug zu essen, wohnten in einer alten Hütte, und die Fischersfrau war sehr krank. Die Familie hatte schon lange nach den Glocken gesucht, denn sie konnte den Finderlohn gut gebrauchen.

Eines Tages saß der Fischer traurig in seinem Kahn. Er hatte kaum etwas gefangen, seine Frau brauchte Medizin, die Kinder neue Kleider. Alle hatten Hunger. Da tauchte neben seinem Boot der graue, mit schilfigem Haar bewachsene Kopf der bösen Wasserfrau auf. Man nannte sie auch die „Waddermöhm“.

Sie sprach: „Wenn Du mir in drei Jahren um die gleiche Stunde Deine beiden Kinder überlässt, gebe ich Dir jetzt die Glocken. Ich werde auch jede Nacht Fische in Dein Netz treiben. Du wirst viel Geld verdienen und Ihr könnt glücklich leben.“

Den Fischer gruselte es. Was sollte er tun? Er brauchte dringend Hilfe für seine hungernden Kinder und die kranke Frau. Also stimmte er zu und hoffte, dass ihm Gott beistehen würde. Er sagte: „Du kannst die Kinder haben. Aber Du darfst nur einmal nach ihnen greifen. Erwischst Du sie nicht, sind sie frei.“

Die „Wassermöhm“ gab ihm zwei der drei Glocken und sorgte auch dafür, dass er immer genug Fisch im Netz hatte. Der Fischer bekam den Finderlohn der Stadtväter, kaufte eine neue Hütte, genug zu essen und Medizin für seine Frau. Alle waren glücklich. Sie hatten sogar einen kleinen Hund, den die Kinder bösen Knaben abgekauft hatten, die das Tierchen schlugen.

Nur der Fischer war oft traurig, denn er wusste ja, wie hoch der Preis war.

Die drei Jahre vergingen, und genau zum Osterfest musste er die Kinder opfern. Er lockte sie morgens zum See und versprach ihnen einen goldenen Sonnenaufgang. Ihm war ganz elend und er wollte sich von seinen beiden Kleinen verabschieden und sie noch einmal umarmen. Doch in diesem Moment ging die Sonne auf und zwei lange Arme griffen aus dem See nach den Kindern. Die waren starr vor Schreck. Plötzlich aber sauste etwas an ihnen vorbei, direkt in die Hände der „Waddermöhm“, die freudig zugriff: „Hab ich Euch endlich!“

Doch es dauerte nicht lange, bis sie ihren Irrtum bemerkte. Sie hatte nach dem kleinen Hund gegriffen, der die Gefahr erkannt und sich todesmutig ins Wasser gestürzt hatte. Doch da war es zu spät. Der Vater riss die Kinder ans Ufer, der Hund biss die Möhm in die Arme und sprang an Land. Die Wasserfrau schimpfte: „Ich habe das Spiel verloren! Aber dafür bekommst Du die dritte Glocke nicht. Und ich werde jedes Jahr unvorsichtige Menschenkinder ins Wasser ziehen, so lange es den Ploggensee gibt!“

Was für ein glückliches Osterfest war das im Hause des Fischers! Der kleine Hund bekam den besten Knochen und an jedem Ostersonntag einen Napf süße Milch. Die dritte Glocke ist nach wie vor im See versenkt. An jedem Ostermorgen aber kommt sie empor und läutet. Doch nur Sonntagskinder können sie sehen und hören.

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