Friedhof Wismar

Kunst & Kultur

Der Wismarer Friedhof liegt weit vor der Altstadt, im Süden der Stadt. Er wird durch die Schweriner Straße in Ost- und Westfriedhof geteilt. Der älteste Teil, der Ostfriedhof, wurde 1833 auf dem ehemaligen Galgenberg eröffnet und später mehrfach erweitert. Er war auf Geheiß des damaligen, sehr engagierten Bürgermeisters A.J.F. Haupt hier angelegt worden.

Zuvor wurden die Toten meist direkt in oder neben den Kirchen im Zentrum der Stadt begraben – die Folge war, dass Keime und Erreger ins Trinkwasser gelangten und Krankheiten wie z.B. die Cholera auslösten. Obwohl Filippo Pacini erst 1854 den Erreger der Cholera entdeckte – das Bakterium "Vibrio cholerae", bestand der Bürgermeister in weiser Voraussicht auf eine neue Begräbnisstätte außerhalb des Stadtzentrums. Leider wurde A.J.F. Haupt zwei Jahre später, also 1835, hier selbst schon begraben – angeblich genau dort, wo früher der Galgen stand. Der 1800 geborene Jurist gilt als fortschrittlichster Bürgermeister Wismars. Neben der Verlegung des Friedhofes schuf er eine Armenordnung, errichtete das erste städtische Krankenhaus und setzte sich für die Reformierung der städtischen Verwaltung ein.

1862 wurde der Westfriedhof eingeweiht und 1901 und 1915 erweitert. Der Friedhof ist heute die größte zusammenhängende Parkanlage Wismars und seit 1986 Gartendenkmal.

Auf dem Ostfriedhof gibt es mehrere kulturhistorisch und kunstgeschichtlich bedeutende Grabanlagen und Gedenkstätten. Zum Beispiel die Grabstätte des oben erwähnten, um die Stadt verdienten Bürgermeisters A.J.F. Haupt, mit gußeisernem Kreuz, die Kreuzesenden mit sternbesetzten Dreipässen. Weiterhin die wahrscheinlich Mitte des 19. Jahrhunderts errichtete Familiengrabstätte Thormann mit Obelik und Inschrifttafel, die Grabstätte des 1925 verstorbenen Mathematikers Gottlob Frege mit schlichtem gußeisernem Kreuz und die Familiengrabstätte Hinstorff-Witte, die ebenfalls von einem Obelisk geschmückt wird. Der Verleger und Ratsbuchdrucker Dethloff Carl Hinstorff gab u.a. die Bücher von Fritz Reuter heraus. An ihn erinnert bis heute der Hinstorff-Verlag in Rostock. Weit über die Stadtgrenzen bekannt ist auch die Malerin und Grafikerin Sella Hasse, die 1963 in der Wismarer Familiengrabstätte Schmidt/Hasse begraben wurde. Die ganz besondere Grabanlage – drei gleichgestaltete Denkmäler aus Keramik mit den Gesichtern der Verstorbenen, über denen sich giebelartig schützende Hände erheben – zeugt von der konzeptionellen Kreativität dieser Künstlerin. Neben den Grabstätten sind auch einige Gruftkapellen erhalten: die Grupftkapelle der Familie Hermes, ein rechteckiger Putzbau, um 1950 erbaut, die Grabkapelle der Familie Keding, ein neugotischer Backsteinbau aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und die eindrucksvolle Kapellenanlage der Familie Martens mit mehreren verputzten, spätklassizistischen Bauten – entstanden in der Mitte des 19. Jahrhunderts. 

Außerdem sehenswert: die Gedenkstätte der Märzgefallenen mit dem Flachrelief eines trauernden Jünglings. Angelegt von den Gewerkschaften 1921, um an die während des Kapp-Putsches getöteten Arbeiter zu erinnern, nach 1945 erweitert mit Gedenktafeln für die im Konzentrationslager Dachau ermordeten Kommunisten Johann Frehse und Ernst Scheel. 

 

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