Capt’n Flinti und die Schätze des Sagenwaldes

Sage

Capt’n Flinti brachte einst die gesamte Sagenwelt durcheinander. Warum er jetzt sogar ein eigenes Theaterstück hat? Hört selbst!

Der gefürchtete Capt’n Flinti saß in der Grevesmühlener Taverne „Zur Schatzinsel“ und fluchte bei jedem Becher Rum: „Nichts mehr zu holen auf den Weltmeeren! Kaum genug Beute für mich, geschweige denn für die ganze Crew! Nicht mal mehr ein ordentliches Schiff kann ich mir leisten!“ Schon seit Monaten war er schrecklicher Laune und hieb jeden Abend mit seinem Säbel auf den Tresen ein.

Der Wirt fürchtete um sein Mobiliar und schimpfte: „Was ist los mit Dir, dem Schrecken der Ozeane? Hast Du den Mut verloren? So eine Jammergestalt!“ Flinti stürzte sich mit dem Säbel auf ihn: „Halte Deine Zunge im Zaum, sonst hast Du bald keine mehr!“ Aber er besann sich und ging hinaus in die kühle Abendluft.

Dort sprach er zu sich selbst: „Der Kerl hat ja Recht. Schließlich bin ich der berühmteste Pirat aller Zeiten! Auch ohne Schiff muss ich doch etwas erbeuten können! Warum nicht hier, in Grevesmüheln?“ Er holte eine Karte hervor, zeigte auf die Stadt, dann auf den Iserberg und auf den Ort Everstorf. „Die Ecke hier heißt Saaaagenwald! Ha, da lassen sich gewiss einige Schätze holen.“ Flinti stapfte mit dem Ausruf „Auf Seemann, Tod und Teufel!“ Richtung Everstorfer Forst.

Tief im Wald sah Capt’n Flinti ein Licht. Er schlich sich heran und erkannte den Riesen Bodo, wie er im Teufelsbackofen Holz nachlegte. Mit den Worten „Ihr seid doch Bodo, der schrecklichste Riese aller Zeiten!!“ trat Flinti auf die Lichtung. Der Riese fühlte sich geschmeichelt und lud Flinti zu einem Rum ein. Der rührte Schlafpulver in den Bodos Becher, und kaum, dass dieser wie ein Donnerschlag schnarchte, türmte er alle großen Steine des Waldes über ihm auf. Der Riese konnte sich nicht mehr bewegen.

Flinti holte Gold und Silber aus Bodos Höhle und machte sich über den Iserberg auf zum Ploggensee. „Auf Seemann, Tod und Teufel!“ 

Inzwischen war es Tag geworden und er traf die hässliche Waddermöhm. Sie saß auf der großen Bronzeglocke, die die Grevesmühlener einst im See versenkt und dann vergessen hatten, und hielt nach einem Menschenopfer Ausschau. „Holde Schönheit“, rief Flinti ihr zu. „Im ganzen Land rühmt man Eure Anmut. Der Wassernöck von Wotenitz lässt um Eure Hand anhalten! Zieht Eure schönsten Kleider an und folgt mir!“ Die Möhm konnte ihr Glück kaum fassen: Der böse Nöck wollte sie zur Frau! Schnell tauchte sie ab, um sich umzuziehen. Flinti schnappte sich die wertvolle Bronzeglocke, rief „Auf Seemann, Tod und Teufel!“, und machte sich auf den Weg nach Grevesmühlen.

Er hatte inzwischen ganz schön zu schleppen mit dem Schatz des Riesen und der Glocke von der Waddermöhm. Auf halber Strecke sah er plötzlich einen Ritter ohne Kopf, der auf einem Pferd unterwegs war. „Das Tief könnte mir tragen helfen, und das Schwert könnte ich auch gut gebrauchen“, dachte Flinti bei sich. „Auf Seemann, Tod und Teufel!“ – mit diesen Worten überfiel er den Ritter und machte sich mit dessen Pferd davon.

In Grevesmühlen hatte man von Flintis Taten gehört, und die Krähen auf dem Stadttor kündigten sein Kommen an: „Scharp vör! Scharp vör!“ Sobald der Capt’n einen Fuß in die Stadt setzte, fesselte man ihn und brachte ihn vor den Stadtrat. Der war sehr ärgerlich, denn Flinti hatte die ganze Sagenwelt durcheinandergebracht: Der Riese schnarchte so ohrenbetäubend, dass man es fast bis Ratzeburg hörte; die Waddermöhm weinte sich die Augen aus dem Kopf; und der Schimmelreiter war nicht nur seinen Kopf, sondern auch sein Pferd los. „Was sollen wir mit Dir machen?“, tobten die Stadtväter.

Der schlaue Flinti schlug einen Handel vor: „Macht mich auch zu einer Sagengestalt! Dann wecke ich den Riesen auf, tröste die Möhm und bringe dem Ritter sein Pferd zurück!“ Die Stadtväter nahmen den Vorschlag an.

Seitdem ist Grevesmühlen Treffpunkt vieler Piraten, und Capt’n Flinti hat sogar ein eigenes Theaterstück. Geht hin, und seht’s Euch an!

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