Gutshaus Bristow

Baudenkmal

Das Gutshaus Bristow gehört zu einem außergewöhnlichen Gutsensemble mit vielen architektonischen Besonderheiten. Das eigentliche Gutshaus brannte 1919 ab. Die zur der Zeit dort ansässige Familie von Bassewitz zog daraufhin in das Wirtschaftsgebäude, das zu Wohnzwecken umgebaut worden war. Bemerkenswert sind auch die Renaissancekirche mit Mausoleum, der Speicher, der Marstall, die Pferdeschwemme sowie das 1891 entstandene Kleintierhaus.  


Der Ort Bristow wurde 1297 erstmals urkundlich erwähnt. Das Gut war von 1352 bis 1687 im Besitz der Familie von Hahn. 1687 bis 1693 gehörte es der Familie von Bülow (Bühlow) – ebenfalls ein sehr altes mecklenburgisches Adelsgeschlecht. 1693 bis 1779 bewirtschaftete die Familie von Vierregge das Anwesen. Auch diese gehörte zum Mecklenburger Uradel und besaß zahlreiche Güter – von Dänemark bis Bayern; die meisten jedoch in Mecklenburg (zeitweise fast 50). Interessant ist auch ihr Wappentier – ein Windhund mit goldenem Halsband. Das Wappentier der von Hahns liegt nahe, im 19. Jahrhundert wurde dem roten Gockel der Wahlspruch "Primus sum, qui deum laudat" (Ich bin der erste, der Gott lobt) beigefügt. Das Wappen der von Bülows schmückt der Pirol – angeblich, weil der Gesang des Vogels wie der Name (Bülow) klingt.

Zurück zum Gut Bristow, das 1779 wieder an die Familie von Hahn ging und 1815 von Friedrich Schläger erworben wurde. 1845 wechselte das Gut erneut den Besitzer: Graf von Bassewitz-Levetzow kauft das Anwesen und baut es weiter aus. 1882 entstand die Kutscherremise, 1855 eine Feldsteinscheune sowie eine Pferdeschwemme, 1865 das prächtige Wirtschaftsgebäude, 1866 ein Pferdestall und 1868 ein Speicher. 1891 wurde ein Kleintierhaus gebaut, das wie mehrere Gutsgebäude auch bis heute erhalten ist. Dazu gehört auch die Grabkapelle aus dem Jahr 1874, in der einige Mitglieder der Familie von Bassewitz begraben sind. Die schmucke Kirche neben dem Mausoleum ist unbedingt einen Besuch wert. Sie ist eine der ersten nach der Reformation gebauten Dorfkirchen und weist im Inneren einen bemerkenswerten Renaissancealtar mit originaler Farbgebung auf. Aber auch Orgel und Kanzel sind eindrucksvoll. Kirche und Mausoleum wurden von der Familie von Hahn errichtet. 

Die Familie von Bassewitz blieb bis zur Enteignung 1945 im Besitz des Gutes. Danach teilte das Anwesen das Schicksal der meisten Gutshäuser in Mecklenburg und bot zunächst Flüchtlingen Unterkunft, später einheimischen Landarbeitern. Ab 1990 war die Gutsanlage in Besitz einer Agrargenossenschaft. 

Später erwarb das Ehepaar McBride das Anwesen. Sie entdeckten Bristow auf ungewöhnliche Weise – nämlich vom Wasser aus: Das Ehepaar geriet auf dem Malchiner See in Seenot und steuerte auf das Gutshaus zu. Beim Landgang entdeckte Shawn Mc Bride die Fotoausstellung im Gutshaus – und auch ein Bild seines Vaters, Will McBride. Der bekannte amerikanische Fotograf und Künstler arbeitete u.a. für Illustrierte wie Paris Match, Stern, Life, Quick, Geo, Brigitte und Playboy. Besonders viele Motive fand er in seiner Wahlheimat Berlin in den späten 50er und 60er Jahren. Ihn faszinierten die Themen Aufbruch und Neuanfang, er selbst sagte über diese Zeit: "Hier war die in zwei Teile zerrissene, ausgebreitete Doppelseite der Nachkriegsgeschichte (…) Wir haben Berlin gewählt, diese gefährliche Welt, diesen merkwürdigen Ost-West-Mischmasch, diesen Apostroph in der Geschichte. Wir kamen hierher, um nach dem Leben zu greifen, um ein Stück Erfahrung zu fassen."[1] Will McBride fotografierte Persönlichkeiten wie Romy Schneider, John F. Kennedy, Konrad Adenauer, Willi Brandt – und viele mehr. 350.000 Negative und ebenso viele Diapositive sind dabei entstanden. Shawn McBride möchte Bristow als Archiv zur Aufarbeitung dieses Nachlasses nutzen. In Kooperation mit der Hertie-Stiftung werden aber auch Workshops zum Thema Flucht und Neuanfang angeboten – mit jungen Menschen aus Syrien und Afghanistan.  

  [1] https://www.tagesspiegel.de/kultur/nachruf-auf-will-mcbride-der-schatten-auf-der-mauer/11307172.html


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