Kirche Rerik
Die aus Seenot gerettete dänische Königin Margarete soll die Kirche von Alt Gaarz – so der Name Reriks bis 1938 – um 1270 gestiftet haben. Ob die Legende wohl stimmt?
Kirche Rerik
Die aus Seenot gerettete dänische Königin Margarete soll die Kirche von Alt Gaarz – so der Name Reriks bis 1938 – um 1270 gestiftet haben. Ob die Legende wohl stimmt?
Der außen reich verzierte Backsteinbau auf einem hohen Feldsteinsockel stammt auf jeden Fall aus dem dritten Viertel des 13. Jahrhunderts. Der dreigeschossige Turm mit achtseitigem Helm, die Vorhalle sowie der massive Stützpfeiler an der Südostecke wurden jedoch später angefügt.
Zu der für Norddeutschland einzigartigen Barockausstattung zählt u. a. die Kanzel aus den Jahren 1751/52, deren Schalldeckel von einem sich für seine Jungen opfernden Pelikan bekrönt wird. Am Kanzelkorb befindet sich eine seltene dreivierteilige Uhr mit Stundenglas und Kalendarium, die die Predigtdauer anzeigte. Der Altaraufsatz mit einem Kreuzigungsgemälde nach Anthonis van Dyck, dem Abendmahl und der Himmelfahrtsszene stammt von 1754/55, und auch der hölzerne Taufengel ist in diese Zeit zu datieren. Der Orgelprospekt und die Orgel entstanden 1780 in einer Wismarer Werkstatt.
Von der mittelalterlichen Ausstattung sind die Taufe aus gotländischem Kalkstein aus dem 13. Jahrhundert, der Schrein eines Schnitzaltars aus dem 15. Jahrhundert mit der Kreuzigungsgruppe und den Figuren der heiligen Anna, ihrer Tochter Maria und dem Jesuskind sowie Johannes dem Täufer und ebenso ein Triumphkruzifix aus der Zeit um 1500 erhalten.
Von sich reden machte die Reriker Kirche Anfang 2013, als zwei vom international renommierten Maler und Objektkünstler Günther Uecker gestaltete Bronzeglocken in den Turm gehängt wurde. Der durch seine Nagelbilder bekannte Uecker war auf der Halbinsel Wustrow aufgewachsen und in Rerik zur Schule gegangen. Für die Finanzierung der Turmsanierung und der Glocken hatte er ein Bild aus dem Jahr 2011 für 340.000 Euro versteigert; die verbleibende Summe wurde durch Spenden aufgebracht. Die beiden Glocken ergänzen das lange nur aus einer kleinen Glocke des Jahres 1519 bestehende Geläut. Zwei weitere historische Glocken waren in den beiden Weltkriegen eingeschmolzen worden.
Spuk in der Kirche
Zum Inventar der Reriker Kirche zählen auch zwei Rittergutslogen, die des Patronatguts Wustrow und die des Gutes Mechelsdorf. Eine Sage kündet von der Feindschaft dieser beiden Güter: Der Wustrower Herr durfte als Einziger mit seiner Kutsche vor der Kirche vorfahren und dort seine Pferde anbinden – ein Privileg, das der Mechelsdorfer ihm neidete. Keck band auch er einmal seine Pferde dort an, worauf der Wustrower ihn zum Duell forderte. Der Mechelsdorfer missachtete die Duellregeln und erschoss den Kirchenpatron, der in der Kirche begraben wurde. Aber auch er selbst wurde bald von Gottes Hand gerichtet und wenig später in der Kirche begraben. Die beiden Gegner fanden auch in der Gruft keine Ruhe, worauf Waffengeklirr und Schreie durch das Gotteshaus hallten. Da sich bald keiner mehr in die Kirche traute, wurde der Leichnam des Mechelsdorfers ausgegraben und in Wismar bestattet. Nun kehrte wieder Friede in die Reriker Kirche ein!